Freiwilligenkonferenz 2024
« Engagement schafft Demokratie »
Wie trägt freiwilliges Engagement zur Stärkung der Demokratie bei? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Freiwilligenkonferenz 2024.
Datum & Uhrzeit
4. Dezember 2024
10:30 bis 16:00 Uhr
Veranstaltungsort
Sofiensäle Wien
Marxergasse 17
1030 Wien
Nachbericht – Gelebtes Engagement stärkt Demokratie
Ein Rückblick auf einen Tag voller Austausch, praxisnaher Ideen und Wertschätzung für freiwilliges Engagement in Österreich
Wo sich Menschen freiwillig engagieren, entstehen lebendige Orte des Austauschs, in denen Gemeinschaft wächst und unsere Demokratie mit Leben erfüllt wird. Unter diesem Leitgedanken stand die Freiwilligenkonferenz 2024, die am 4. Dezember rund 200 Teilnehmer:innen aus ganz Österreich in den Wiener Sofiensälen versammelte.
Die von der Servicestelle und Kompetenzstelle freiwillig-engagiert mit der Interessengemeinschaft Freiwilligenzentren Österreich (igfö) und dem Netzwerk Freiwilligenkoordination organisierte Konferenz bot mit Vorträgen, interaktiven Workshops und einer lebendigen Netzwerkveranstaltung eine Plattform für den Austausch von Konzepten, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern. Alles unter dem gemeinsamen Konferenzmotto: „Engagement schafft Demokratie“.
Eröffnet wurde die Konferenz mit Grußworten von Christoph Angster, stellvertretender Leiter der Abteilung für Freiwilligenangelegenheiten im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.
Keynotes
Politologe Ansgar Klein, Geschäftsführer des Deutschen Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE), verdeutlichte in seiner Keynote die untrennbare Verbindung zwischen bürgerschaftlichem Engagement und einer starken Demokratie. Klein unterstrich, dass Zivilgesellschaft und demokratische Strukturen aufeinander angewiesen sind und nur durch ein gemeinsames Wirken eine nachhaltige Zukunft gestaltet werden kann. Als konkretes Beispiel stellte Klein ein Projekt vor, bei dem Bürger:innen in einer Gemeinde zusammen mit lokalen Politiker:innen an der Gestaltung eines neuen Parks arbeiteten. Von der Ideenfindung bis zur Umsetzung wurden Workshops organisiert, die nicht nur den Dialog förderten, sondern auch das Verständnis für demokratische Prozesse stärkten. Klein schloss mit einem Aufruf, die Potenziale des bürgerschaftlichen Engagements gezielt zu nutzen, um eine lebendige und inklusive Bürgergesellschaft zu schaffen.
Sophie Hammer von der Bundesjugendvertretung, Referentin für Kinder- und Jugendpolitik, betonte in ihrer Keynote, welche Kompetenzen, Fertigkeiten und welches Wissen junge Menschen durch ihr Engagement in Jugendorganisationen erwerben. Hammer stellte Ergebnisse einer Umfrage unter 2.000 Jugendlichen in Österreich vor, die belegen, wie junges Engagement das Demokratieverständnis und die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen stärken. Die Rednerin schloss mit einem Appell, junge Menschen aktiv in Entscheidungsprozesse einzubinden, um sie als Gestalter:innen einer demokratischen Zukunft zu stärken.
Ola Frühwirth, Argumentationstrainerin und Expertin für Demokratieförderung, analysierte in ihrer Keynote die Herausforderungen und Potenziale für demokratisches Engagement in einer zunehmend skeptischen Gesellschaft. Zentraler Aspekt war die Frage: "Wie können wir Demokratie nicht nur verteidigen, sondern aktiv stärken?" Praktische Ansätze und Beispiele zeigten, wie individuelle und kollektive Initiativen zu einem positiven gesellschaftlichen Wandel beitragen können. Die Keynote motivierte das Publikum, Verantwortung zu übernehmen und aktiv an einer demokratischen Zukunft mitzuwirken.
Podiumsdiskussion
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion waren sich Stefan Wallner (Bündnis für Gemeinnützigkeit), Ruth Williams (Fundraising Verband Austria) und Sibylle Auer (Caritas Freiwilligenzentrum Tirol Mitte) einig, dass freiwilliges Engagement eine zentrale Rolle für die gesellschaftliche Teilhabe und den Zusammenhalt spiele.
Engagement ermöglicht Menschen die Möglichkeit, aktiv zur Gestaltung ihrer Gemeinschaft beizutragen und soziale Verantwortung zu übernehmen, so Stefan Wallner. Ruth Williams betonte die Rolle von Netzwerken und Kooperationen, um die Wirksamkeit und Sichtbarkeit des Engagements zu stärken. Sibylle Auer verdeutlichte, wie wichtig es dabei sei, Freiwillige individuell zu unterstützen. Neben organisatorischen Strukturen seien auch emotionale und soziale Faktoren entscheidend, um das Engagement nachhaltig zu fördern.
Weiterer zentraler Punkt der Diskussion war die Frage, wie freiwilliges Engagement langfristig gestärkt werden kann. Hierzu wurden Ansätze wie die stärkere Einbindung von Jugendlichen, die Digitalisierung von Angeboten und die bessere Anerkennung freiwilliger Leistungen genannt.
Workshops: Praktische Ansätze und neue Perspektiven
Am Nachmittag durften die Konferenzteilnehmer:innen aus einer breit gefächerten Themenpalette aus verschiedenen Workshops wählen. Die Themen reichten von Bürger:innenbeteiligung und Diversität über digitale Transformation bis hin zu basisdemokratischen Entscheidungsstrukturen. Auch innovative Beteiligungsmodelle und neue Wege in der Freiwilligenkoordination wurden diskutiert. Die Ergebnisse der Workshops wurden abschließend zusammengetragen, bevor sich die Konferenz bei der Netzwerkveranstaltung in einen Ort lebendigen Austauschs verwandelte.
„Zukunft gestalten: Bürger:innenbeteiligung vor Ort“
Im Workshop von Johann Lefenda, Leiter der OÖ. Zukunftsakademie, standen zentrale Entwicklungen im freiwilligen Engagement im Fokus. Megatrends wie der demografische Wandel, die zunehmende Digitalisierung und die Bedeutung informeller Engagementformen wurden eingehend beleuchtet. Besonders hervorgehoben wurde, wie digitale Werkzeuge den persönlichen Kontakt sinnvoll ergänzen können, ohne ihn zu ersetzen. Der Workshop bot den Teilnehmer:innen eine Perspektive auf die Zukunft des Ehrenamts und ermutigte zu einer proaktiven Auseinandersetzung mit diesen Trends.
„Vielfalt stärken – Wie alle an freiwilligem Engagement teilhaben können“
Im Workshop von Lukas Kerschbaumer, Leiter des Studiengangs Sozial-, Gesundheits- & Public Management am MCI – der Unternehmerischen Hochschule, erarbeiteten die Teilnehmer:innen konkrete Maßnahmen zur Förderung von Inklusion im Ehrenamt. Gemeinsam identifizierten sie zentrale Hürden wie Sprachbarrieren, unzureichende organisatorische Strukturen und demografische Herausforderungen. Mit einem „Lösungsbaum“ wurden innovative Ansätze wie Buddysysteme, niederschwellige Angebote und zielgerichtete Kommunikation entwickelt. Die Ergebnisse zeigten, wie Vielfalt nachhaltig im freiwilligen Engagement gestärkt werden kann.
„Digitale Gesellschaft – Chancen und Herausforderungen für Demokratie“
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf demokratische Prozesse standen im Mittelpunkt des Workshops von Serge Embacher, Leiter der Geschäftsstelle des deutschen Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE). In einem Worldcafé-Format diskutierten die Teilnehmer:innen Herausforderungen und Probleme, Chancen und Potenziale sowie politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Dabei zeigte sich, dass viele Aspekte der Digitalisierung sowohl als Chance als auch als Herausforderung wahrgenommen werden – etwa der Zugang zu Informationen, der gleichzeitig Transparenz fördern und eine Überflutung mit Daten bedeuten kann. Einigkeit herrschte darüber, dass klare Rahmenbedingungen und eine stärkere Regulierung notwendig sind, um die positiven Potenziale der Digitalisierung zu nutzen und Risiken zu minimieren. Der Workshop lieferte Denkanstöße und konkrete Ansätze, wie die Digitalisierung für eine Stärkung demokratischer Prozesse gestaltet werden kann.
„Demokratie von unten – Neue Wege der politischen Mitbestimmung“
„Beteiligung im Alltag kann jede:r“, so ein ermutigendes Fazit des Workshops von Erwin Leitner und Ulrike Salzbacher von der Initiative „mehr demokratie!“. Die Teilnehmer:innen diskutierten darin innovative Ansätze, die eine Bürger:innenbeteiligung niederschwellig ermöglichen. Der öffentliche Raum wurde als zentraler Ort für politische Mitbestimmung hervorgehoben, um Menschen im Alltag abzuholen. Gleichzeitig wurde die Bedeutung von Lobbyarbeit betont, um die Politik für mehr Bürger:innenbeteiligung zu gewinnen.
„Wie kann Freiwilligenkoordination demokratiefördernd wirken?“
Im Workshop von Martin Oberbauer, Freiwilligenmanager im Wiener Hilfswerk, wurde die Rolle von Freiwilligenkoordinator:innen als Schlüsselakteur:innen für demokratische Prozesse diskutiert. Sie schaffen Strukturen, die Mitgestaltung ermöglichen, und fördern Vielfalt, ohne die Freiwilligen zu überfordern. Grundlage für diese Rolle ist eine Haltung des „Neuen Denkens“ und der „Gleichwürdigkeit“. Freiwilligenkoordinator:innen agieren als Vermittler:innen, Übersetzer:innen und Moderator:innen, um demokratische Prozesse zu fördern.
„Gemeinsam entscheiden – Methoden für demokratische Aushandlungsprozesse“
Der Workshop von Ola Frühwirth ermöglichte den Teilnehmer:innen, die Mechanismen des Zusammenlebens spielerisch zu erleben. Ein Kartenexperiment nach der Betzavta-Methode zeigte Entscheidungsfindungsprozesse und Machtverhältnisse auf und regte zur Reflexion über Demokratie, Werte und Teilhabe an. In Diskussionen wurden Themen wie Zeitdruck, Machtverhältnisse, emotionale Einflüsse und der Umgang mit Spielregeln analysiert. Die Teilnehmer:innen gewannen so wertvolle Erkenntnisse über Entscheidungsprozesse und deren Dynamik in unserer Gesellschaft.
Netzwerkveranstaltung
Zwischen der Freiwilligenkonferenz und der Staatspreisverleihung luden wir zu unserer Netzwerkveranstaltung ein. Die Gäste konnten sich in entspannter Atmosphäre mit anderen Teilnehmer:innen austauschen – bei einer guten Tasse Kaffee!
Freiwilligenstaatspreis
Ein weiterer Höhepunkt des Tages war die feierliche Verleihung des Staatspreises für freiwilliges und ehrenamtliches Engagement in Österreich, die ab 19:00 Uhr in den Sofiensälen stattfand. Diese Auszeichnung wurde vom Bundeskanzleramt und dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz verliehen.
Die Freiwilligenkonferenz wurde von freiwillig-engagiert.at, der Servicestelle für freiwilliges Engagement in Österreich, in Kooperation mit der Interessensgemeinschaft Freiwilligenzentren Österreichs und dem Netzwerk Freiwilligenkoordination veranstaltet.
Die Freiwilligenkonferenz wurde ermöglicht durch Fördermittel des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
Impressionen von der Freiwilligenkonferenz 2024
Bilder: © Nell Leidinger/blickmoment.at
Impressionen von der Netzwerkveranstaltung
Bilder: © Nell Leidinger/blickmoment.at