ErzählMal – Im Gespräch mit der Freiwilligen der Ukrainehilfe Petra S.

21.11.2024
Petra S. steht vor einer Wand mit geometrischen bunten Mustern und lächelt.
Bildmaterial: Doris Mair / Freiwilligenzentrum Salzburg
Petra S. engagiert sich im Projekt Generationenlernen für ukrainische Geflüchtete

Petra S. betreut als Freiwillige im Rahmen des Projektes GenerationenLernen des Verein Einstieg seit Sommer 2022 zwei Mädchen einer ukrainischen Familie. Die beiden Schwestern sind nach dem Kriegsbeginn mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter aus der Ostukraine nach Salzburg geflüchtet. Die Schülerinnen wissen, dass sie hier nur mit guten Deutschkenntnissen und guter Bildung Fuß fassen können. Unterstützung bekommen sie dabei von der Freiwilligen Petra. Sie trifft sich einmal die Woche mit den Mädchen zum Deutschlernen und unterstützt sie dabei, sich in Österreich zurechtzufinden. Die freiwillige Lernunterstützerin hat auch immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Mädchen und bestärkt sie darin, in ihrer neuen Heimat ihren eigenen Weg zu finden.

Doris Mair vom Freiwilligenzentrum Salzburg hat sich im Gespräch mit Petra darüber unterhalten, wie sie zu ihrem freiwilligen Engagement gekommen ist und wie sie durch ihren Einsatz das Leben der Familie positiv mitgestalten konnte.

 

Doris: Was war Ihre persönliche Inspiration sich freiwillig zu engagieren?

Petra: Ich wollte mich immer schon freiwillig engagieren. Besonders den Bereich Lernunterstützung für Kinder und Jugendliche empfand ich als sehr sinnstiftend, weil in diesen früheren Jahren die Zukunft vorbestimmt wird. Aber ich hatte Bedenken, da ich einen Vollzeitjob habe und ich mir unsicher war, ob sich das zeitlich ausgeht. Als dann der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist und die Geflüchteten nach Salzburg gekommen sind, habe ich mir gedacht, dass meine Russischkenntnisse zum Übersetzen hier wertvoll sein könnten. Daraufhin habe ich mich beim Verein Einstieg gemeldet und gesagt, dass ich im Rahmen des Projektes GenerationenLernen Kinder beim Lernen unterstützen

 

Was war Ihre persönliche Inspiration sich freiwillig zu engagieren?

Petra: Ich wollte mich immer schon freiwillig engagieren. Besonders den Bereich Lernunterstützung für Kinder und Jugendliche empfand ich als sehr sinnstiftend, weil in diesen früheren Jahren die Zukunft vorbestimmt wird. Aber ich hatte Bedenken, da ich einen Vollzeitjob habe und ich mir unsicher war, ob sich das zeitlich ausgeht. Als dann der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist und die Geflüchteten nach Salzburg gekommen sind, habe ich mir gedacht, dass meine Russischkenntnisse zum Übersetzen hier wertvoll sein könnten. Daraufhin habe ich mich beim Verein Einstieg gemeldet und gesagt, dass ich im Rahmen des Projektes GenerationenLernen Kinder beim Lernen unterstützen möchte.

 

Und so sind Sie mit den zwei ukrainischen Mädchen in Kontakt gekommen, die sie als Freiwillige unterstützen?

Petra: Genau, das erste Gespräch mit den Mädchen war im Juli 2022. Es sind zwei Schwestern im Alter mittlerweile von 11 und 14 Jahren. Sie sind mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter gleich nach Kriegsbeginn von Dnipro nach Österreich geflüchtet. Im Auto mit Katze. Sie sind zuerst in Wien gelandet und dann zwei Monate später nach Salzburg gekommen. Sie wohnen in der Stadt Salzburg zu viert in einer kleinen Garconnière in meiner Nähe. Ich treffe mich einmal die Woche mit den Mädchen für zwei Stunden zum Deutschlernen und unterstütze die Familie auch sonst im Alltag, wenn sie meine Hilfe benötigen.

 

Was machen Sie mit den Mädchen bei den Treffen?

Petra: Am Anfang hat die Mutter geglaubt, ich mache nur Deutschunterricht. Das war konkret der Wunsch der Mutter und der Mädchen, denn sie wollten unbedingt die Sprache lernen. Sie haben erkannt, dass sie ohne Deutsch hier nicht an der Gesellschaft teilhaben können. Da habe ich klargestellt, dass ich keine ausgebildete Deutschlehrerin bin, aber wir natürlich in diese Richtung viel machen werden. Ich habe mir daraufhin beim Verein Einstieg Unterlagen besorgt und habe mit ihnen sehr viel Deutschübungen gemacht, Grammatik gelernt und Konversation geübt. Die Mädchen waren in der Ukraine in Sportvereinen aktiv und ihnen war bewusst, ohne gute Deutschkenntnisse können sie hier beispielsweise nicht zum Karate gehen. Wir machen aber auch Ausflüge oder schauen uns auch gerne mal einen Zeichentrickfilm im Kino an. Ich habe ihnen auch beispielsweise gezeigt, wie man in der Stadt sicher mit dem Fahrrad unterwegs ist. Das Fahrrad als Fortbewegungsmittel kannten sie aus ihrer Heimatstadt so nicht.

 

Was finden Sie besonders schön an Ihrem Engagement?

Petra: Wir lernen mittlerweile immer bei mir zuhause, da wir dort mehr Platz haben, als in ihrer kleinen Garconnière. Ich komme sie immer zu Fuß abholen und wir gehen dann gemeinsam zu mir. Das ist unser Ritual, dass ich sie abhole und wieder zurückbringe. Auf dem Weg erzählen sie mir immer, was sie gerade im Alltag und in der Schule bewegt. Ich finde es sehr schön, dass sie mich an ihrem Leben teilhaben lassen. Ich merke, wie wichtig es ihnen ist, mit mir darüber zu reden. Es zeigt mir auch, dass ein gewisses Vertrauen da ist.

 

Welche Fortschritte haben die Mädchen in den letzten beiden Jahren gemacht?

Petra: Mittlerweile sprechen beide super Deutsch. Die Jüngere hat vor kurzem die Aufnahmeprüfung ins Akademische Gymnasium geschafft. Das ist ein großer Erfolg. Die waren ganz begeistert von ihr. Das ist natürlich nicht mein Verdienst, sondern das hat sie in erster Linie selbst geschafft. Aber ich habe sie immer sehr bestärkt darin, das zu sehen, was möglich ist und habe sie immer motiviert, wenn sie mal einen Durchhänger hatte.

 

Der Ukrainekrieg kam für viele sehr plötzlich und die Menschen mussten von einem auf den anderen Tag gegen ihren Willen ihre Heimat verlassen. Viele haben lange geglaubt, dass der Krieg bald vorbei sein würde und sie wieder zurückkehren könnten. Deshalb finde ich es spannend, dass dieser Familie von Anfang an klar war, dass sie hier Fuß fassen möchte.

Petra: Es hat auch den Hintergrund, dass die Mutter und die Großmutter bereits Fluchterfahrung haben. Nach dem Zerfall der Sowjetunion gab es in Georgien einen politischen Konflikt. Sie sind damals schon vor russischen Soldaten aus Georgien in die Ukraine geflohen. Die Mutter der Mädchen war bei ihrer ersten Flucht zehn Jahre alt, also in etwa so alt wie ihre Kinder jetzt sind. Etwa dreißig Jahre später ist sie nun mit ihrer Mutter und ihren beiden Töchtern aus der Ukraine nach Österreich geflohen. Deshalb waren sie welche von den ersten, die das Land verlassen haben, weil ihnen bewusst war, was da jetzt auf sie zukommt.

 

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von der Familie für Ihr freiwilliges Engagement?

Petra: Die Rückmeldungen der Familie sind total positiv. Die Mädchen kommen immer sehr gerne zu mir. Die Oma umarmt mich jedes Mal, wenn ich komme. Sie ist sehr dankbar dafür, dass ich ihnen helfe und sagt mir immer, dass sie so froh ist, dass es mich gibt.

Mit der Mutter treffe ich mich mittlerweile auch einmal die Woche zur Deutsch-Konversation. Wir verstehen uns sehr gut. Wir sind beide gleich alt. Das ist auch eine Gemeinsamkeit, die uns verbindet. Sie macht gerade einen Sprachkurs beim ÖIF und ist sehr dankbar, dass sie mit mir Deutsch üben und Deutsch reden kann. Sie hatte in der Ukraine einen guten Job in der Immobilienbranche und arbeitet hier nun geringfügig als Zimmermädchen, also ein Job, für den sie eigentlich überqualifiziert ist, was ihre Berufsausbildung angeht. Sie ist ein sehr herzlicher, offener und kommunikativer Mensch, deshalb möchte ich ihr helfen ihr Deutsch zu verbessern, damit sie hier eine gute Arbeit findet.

Vielen Dank für das sehr interessante Gespräch!

Die Oma umarmt mich jedes Mal, wenn ich komme. Sie ist sehr dankbar dafür, dass ich ihnen helfe und sagt mir immer, dass sie so froh ist, dass es mich gibt.
Petra S.
Freiwillige beim Projekt „GenerationenLernen“

Zurück