Sensibilisierung für Barrieren
AMPELPATENSCHAFT. Ein wichtiger Schritt für mehr Selbstständigkeit und Sicherheit im Stadtverkehr für blinde Menschen.
Orientierung im Alltag
Fiona steht am Straßenrand und möchte die Straße überqueren. Sie ist blind. Um selbstständig und sicher die Straße zu überqueren, drückt sie die Akustikampel (ATA), durch deren Aktivierung rot-grün-Phasen akustisch wahrnehmbar werden. Leider drücken vermehrt auch sehende Menschen die Akustikampel, in dem Irrtum, dass die Ampel schneller grün wird. In der Praxis aktiviert sich aber nur das akustische Signal und die Vibration unten am Ampelkästchen (Signal Grünphase). Durch die starke Abnutzung entstehen Defekte, die oft über längere Zeiträume nicht behoben werden. Für Fiona ist die Akustikampel eine wichtige Orientierungshilfe, um sicher und selbstständig durch den Stadtverkehr zu kommen. Dass eine Akustikampel defekt ist, merkt Fiona also manchmal erst, wenn sie am Straßenrand steht. Für einen sicheren Übergang muss sie also entweder auf die Unterstützung von Passant:innen hoffen, auf gut Glück alleine die Straße queren oder wieder nach Hause gehen.
Ein ambitioniertes Projekt
Weil wir für Menschen wie Fiona mehr Sicherheit im Stadtverkehr ermöglichen wollen, haben wir 2014 das Projekt Ampelpatenschaft gestartet. Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs überprüfen daher einmal im Monat ehrenamtlich Akustikampeln an ihnen zugewiesenen Kreuzungsbereichen, und leiten Schäden an die Stadt weiter. So werden Defekte schneller entdeckt und können schneller beseitigt werden.
Empowerment und Bewusstseinsbildung
Unter unseren Freiwilligen sind sehende, aber auch sehbehinderte und blinde Ampelpat:innen. Dadurch zeigen wir einerseits, dass Menschen mit Behinderungen genauso Freiwilligenarbeit leisten und zum Gemeinwohl beitragen, und bekämpfen so das oft (v.a. medial) zugeschriebene Stereotyp des „passiven Almosenempfängers“. Und andererseits fördern wir mit der Ampelpatenschaft das Bewusstsein unter sehenden Menschen für die Lebensrealität blinder und sehbehinderter Menschen und sensibilisieren für Barrieren. So stärken wir ein inklusives Zusammenleben, in dem jeder auf den anderen und seine Bedürfnisse achtet.